2. Dasein im Leben zwischen Polaritäten und Extremen

von | 19. Dezember 2023

Es kann manchmal im Alltag eine Herausforderung sein, zwischen Polaritäten zu vermitteln und dabei zugleich das Ganze im Bewusstsein zu halten. Eigentlich geschieht das Vermitteln oft ganz unbewusst. Es wird erst dann sehr bewusst, wenn z.B. verschiedene Menschen aufeinander treffen, die vorher ein völlig anderes Leben gelebt haben, z.B. einen extrem verschiedenen Beruf ausgeübt haben oder aus völlig verschiedenen Kulturen, Traditionen und Ländern kommen.

In der Betreuungsarbeit bedeutet das eine enorme Herausforderung, denn dadurch ist der individuelle Anspruch im Erleben von Sinn oftmals völlig verschieden.

Wie gehen wir selbst damit um?

Unser jeweils eigenes, inneres Herz kennt oftmals einen Weg – und wenn es gelingt dem inneren Herzensruf zu folgen, ist dieser im Erleben oft zutreffender als der reine Verstand oder das impulsive Bauchgefühl. Oft zeigt uns das Herz, wie wichtig es ist in Austausch mit anderen zu gehen. Aus den Herzensverbindungen zueinander und mit der Natur sind wir in Vernetzung mit dem großen Ganzen. Obwohl die Lebenswirklichkeiten sich bei verschiedenen Menschen ähnlichen Alters möglicherweise bisher stark voneinander unterschieden haben, sind die Menschen heute mit ihrer Verschiedenheit und ihrer Vergangenheit (ob bewusst oder vergessen) in einem Raum. Sie teilen den Lebensabend.

Der eigene Organismus ist fortwährend in Verbundenheit und Austausch mit der uns umgebenden Umwelt. Über die Herzensebene kann eine Offenheit zugelassen werden, die ermöglicht, dass im gegenwärtigen Augenblick aus dem Moment heraus kreative und vielfältige Umgangsmöglichkeiten entwickelt werden. Dazu braucht es keine besondere Begabungen, sondern die Bereitschaft dem eigenen Herz zu vertrauen, sich herzlich der Umgebung und den Mitmenschen zuzuwenden und sich auf den gemeinsamen Moment einzulassen.

Eine fremde Situation stellt die Aufforderung dar, unserem Herzen zu lauschen und aus unserer Herzenswahrnehmung Polarem und Widersprüchlichem mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen. Dies kann dann nach und nach in unserem Weltwirklichkeitsverständnis miteinander schwingen und in Einklang gebracht werden.

Die Quelle des Herzens beherbergt Kraftbereiche, welche durch die innere Verbundenheit möglicherweise eine sehr umfassende Wahrnehmung ermöglichen.

Die Empfindungen von z.B. Respekt, Wertschätzung, Achtsamkeit, Anerkennung, Würde, Liebe, Dankbarkeit stellen sich als etwas ganz Natürliches im Leben in uns ein und erfüllen uns, sobald wir die Blockaden erlösen. Sie sind im Moment und in der Gegenwart und befähigen zu einer feinen, weichen und zugleich klaren Kraft.

„Wir haben zum Ewigen keinen anderen Zugang als durch den Augenblick, in dem wir leben.“

Herbert von Hoerner

Im Zwischenmenschlichen Kontakt in der Alltagsbetreuung bedarf es deshalb dem fortwährenden Bezug zum eigenen Herzen. Sie bildet die Grundlage im zwischenmenschlichen Feld vieler oft polarer Lebenswirklichkeiten zum anderen Menschen einen Zugang zu bilden und nach und nach eine empathische, zwischenmenschliche Ebene in der Gegenwart zu verwirklichen.

Handeln bedeutet in diesem Sinne ZUHÖREN, DASEIN, IMPULSE SCHENKEN.

Es fordert dazu auf anderen Menschen den Freiraum zu geben, selbst das zu tun, was möglich ist und zugleich zu erkennen, ab wann Hilfe erforderlich ist und ihm dann die Möglichkeit zu geben, Hilfe anzunehmen oder abzulehnen.

Eine „natürliche“ Handlung entsteht von sich aus in einem gesunden Lot zwischen innerer Führung und gegenseitigem Vertrauen.


Allzu oft ist das Herz von Gedanken, von Stress, von vielfältigsten Reizen oder von vergangenen Erfahrungen, die im Hier und Jetzt plötzlich auftauchen, blockiert. Manchmal sorgt ein Gefühl, dass man für den Anderen da sein müsse, dafür, eigene Bedürfnisse zurückzustellen und sich seinem eigenen Herzen zu verschließen. Manchmal ist es hingegen besonders schwierig, dem Anderen zuzuhören, wenn gerade in einem selbst Themen sind, die sich nun mal noch nicht lösen lassen. Dieses führt zu einem verminderten Erleben unserer Gegenwart, denn es widerspiegelt sich im Kontakt mit Menschen. Dies stellt aus meiner Sicht die Aufforderung dar, unser Herz über Transformation von Themen/Stress/Belastung u.v.m. zu erlösen. Auf diese Weise können Probleme eine vom Leben geschenkte Ermutigung sein, die eigenen Themen anzuerkennen und entsprechende Schritte dazu zu gehen. Manchmal hilft ein Spaziergang, Yoga oder Kunst – manchmal braucht es Freunde, Wegbegleiter und Therapeuten. Es gibt auf diesem Weg kein Richtig oder Falsch.

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Auf dem Weg der Entwicklung der Entfaltung unserer Herzenskräfte kann über diese Erlösungsarbeit zunehmend aus dem Herzen heraus das jeweils eigene Dasein erfüllt werden. Das Herz befähigt plötzlich den Verstand zu unterscheiden, was wirklich wichtig ist und zählt. Das Herz befähigt die eigene Handlungskraft zu effizientem, zielorientierten Vorgehen.

Von der Kraft des Herzens aus im eigenen Verstand lebend Handlungsimpulse aus dem Herzen zu verwirklichen, ermöglicht möglicherweise eine Etablierung und Implementierung von Empathie und Mitgefühl.

Empathie und Mitgefühl bilden eine Basis einer nachhaltigen Lebensweise.